Zing, zing, zing… Schleifende Bremsscheiben und was Ihr dagegen machen könnt!

Zing, zing, zing … auch wir möchten am MTB unsere Scheibenbremsen nicht wieder gegen Felgenbremsen eintauschen. Aber so wartungsarm wie bei ihrer Markteinführung vollmundig versprochen, sind sie leider nicht.

 Wenn es um schleifende Bremsscheiben geht, wird häufig geraten, die Verschraubung des Bremssattels zu lösen und sodann den Bremssattel bei gezogenem Bremshebel wieder festzuschrauben. Das ist zwar einfach, führt aber meist nur zu einer temporären Kaschierung der Problemursache, welche häufig in ungleichmäßig ausfahrenden Kolben liegt.

 Die folgende Anleitung beschreibt, wie man bei einer hydraulischen Scheibenbremsanlage einen Zwei-Kolben-Bremssattel korrekt ausrichtet und die typische Ursache für Schleifgeräusche beseitigt.

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Der Bremssattel sollte – bei eingebautem (d.h. festgespanntem) Laufrad – so ausgerichtet sein, dass die Bremsscheibe genau mittig in den Durchlässen bzw. Schlitzen des Bremssattels läuft.

Sollte diese mittige Ausrichtung zu irgendeinem Zeitpunkt dazu führen, dass einer der Bremsbeläge an der Scheibe schleift, sollte man der Versuchung widerstehen, einfach den Sattel neu auszurichten – dies kann allenfalls eine provisorische Abhilfe für unterwegs sein. Um die typische Ursache – nämlich asysmmetrisch aus(ge)fahrene Kolben – zu beseitigen, müssen Laufrad und Beläge ausgebaut werden. Sodann empfiehlt sich eine Reinigung des Bremssattels, insbesondere am Umfang der Kolben. Hierzu eignen sich Wattestäbchen aus dem Drogeriemarkt.

Optional kann hierbei die für diese Bremse geeignete Bremsflüssigkeit (also DOT oder Mineralöl) auf das Wattestäbchen geträufelt werden. Ist die vorgesehene Bremsflüssigkeit nicht verfügbar, funktioniert nach unserer Erfahrung auch Isopropanol (Alkohol aus der Apotheke) oder Wasser. Für die Reinigungsprozedur sollten die Kolben abwechselnd vorsichtig weiter ausgefahren werden – dabei jeweils anderen Kolben zurückhalten – und nach der Reinigung wieder zurückgedrückt werden. Vorsicht: Kolben nicht zu weit herausfahren, da er im Extremfall aus dem Bremssattel fallen kann. Beim Zurückdrücken darauf achten, den Kolben nicht zu verkanten.

Zum Zurückhalten/-drücken der Kolben sollte geeignetes Werkzeug (flach, biegesteif, geringe Bauhöhe) verwendet werden – ideal sind nach unserer Erfahrung Cutter mit Metallprofil ohne Kunststoffummantelung, z.B. Tajima LC-301. Weniger geeignet sind unseres Erachtens Reifenheber (meist zu flexibel und/oder zu dick) oder Schraubendreher (scharfkantig). Vorsicht: Manche Scheibenbremsen vertragen es nicht, wenn man den Geber (d.h. Bremshebel) betätigt, während das Fahrrad auf dem Kopf steht. Im Zweifel Arbeiten im Montageständer durchführen.

Die Reinigungsprozedur gegebenenfalls mehrfach für jeweils einen Kolben wiederholen, bis beide Kolben leichtgängig und annähernd gleichmäßig ausfahren, wenn der Geber betätigt wird. Sodann beide Kolben vollständig zurückdrücken. Ggf. Bremsflüssigkeit im Sattel abwischen, um eine Kontaminierung der Bremsbeläge zu verhindern. Schließlich Beläge sowie Laufrad montieren. (Vorsicht: Vor dem Losfahren muss der Geber mehrfach betätigt werden, damit die Kolben soweit ausfahren, dass die Bremse betriebsbereit ist.)

Wie immer solltet Ihr Euch bei Arbeiten an sicherheitsrelevanten Teilen fachkundige Hilfe holen, wenn Ihr Zweifel habt oder nicht weiter wisst!

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